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International Lektüre-Tagung: “Streit um die Freiheit: Der Disput zwischen Jacobi und Schelling 1811-12“ (Bochum, 6-7 July 2023)

We are glad to give notice that the International Lektüre-Tagung Streit um die Freiheit: Der Disput zwischen Jacobi und Schelling 1811-12 will take place in Bochum (Ruhr-Universität Bochum, Tagungsraum II – Mensa-Gebäude) on July 6th-7th, 2023.

The event at the Forschungszentrum für Klassische Deutsche Philosophie / Hegel-Archiv is organized by Johannes-Georg Schülein and Birgit Sandkaulen, and it is financed by the Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

To participate in the event please write to forschungszentrum-kdp@rub.de by 22 June 2023. The conference is essentially designed as a face-to-face event. However, there is also the option of online participation via Zoom.
All participants will be provided with an online reader for their preparation, which will contain the main texts as well as texts from the context.

Below you can find the general presentation and the program of the International Lektüre-Tagung.

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In den Jahren 1811-12 tragen Friedrich Heinrich Jacobi und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling einen der berühmtesten philosophischen Dispute der klassischen deutschen Philosophie aus. An der teils heftigen Auseinandersetzung beteiligen sich neben den Protagonisten auch einige der profiliertesten Denker der Zeit, wie etwa Goethe und Friedrich Schlegel.
Der Streit ist in der Forschung als „Theismus-Streit“ oder auch als „Streit um die göttlichen Dinge“ bekannt. Die Arbeitshypothese der Tagung lautet, dass es irreführend ist, den Streit unter diesen Überschriften zu fassen. Denn in diesem Streit wird im Kern kein theologisches, sondern ein praktisches Thema verhandelt. Es geht zwischen Jacobi und Schelling nicht vorrangig darum, was die richtige Vorstellung von Gott ist, sondern um eine angemessene Theorie der menschlichen Freiheit. Schelling vertritt einen universalen naturalistischen Erklärungsansatz, den er so konzipiert, dass er auch die menschliche Freiheit erklären soll. Jacobi argumentiert dagegen für die Irreduzibilität der Freiheit des Menschen, die in seinen Augen naturalistisch nicht erklärbar ist. Der Streit kreist um die philosophische Frage, ob es möglich ist, eine naturalistische Theorie der menschlichen Freiheit zu entwickeln, oder ob die menschliche Freiheit ein Phänomen eigener Art ist, dem eine naturalistische Theorie – auch in der Schelling’schen Version – niemals gerecht zu werden vermag. Gegen Schellings Naturalismus der Freiheit stellt Jacobi eine Phänomenologie unseres erst-personalen, individuellen Freiheitsbewusstseins.

Um dieser Hypothese nachzugehen und eine Neuinterpretation des Streits zu entwickeln, werden auf der Tagung die Haupttexte des Disputs – Jacobis „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung“ (1811) und Schellings Reaktion darauf im „Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen“ (1812) – einem close reading unterzogen und gemeinsam diskutiert. Alle Arbeitsblöcke werden von einem Vortrag eingeleitet. Für die Diskussion ist mindestens eine Stunde vorgesehen.

 

Donnerstag, 6. Juli 2023

9:15 Uhr Begrüßung: Birgit Sandkaulen / Johannes-Georg Schülein

9:30 Uhr – 11:00 Uhr Einführungsvortrag und Diskussion: Birgit Sandkaulen (Ruhr-Universität Bochum), Die Vorgeschichte des Disputs in den Schriften Jacobis und Schellings bis 1811

11:30 Uhr – 13:00 Uhr 1. Vortrags- und Arbeitsblock: Brady Bowman (Penn State), Jacobis These, dass Gott nur in der Resonanz mit dem Selbstbewusstsein freier Individuen eine Rolle spielt

Die Abschnitte „Nothwendiger Vorbericht“, „Ueber eine Weissagung Lichtenbergs.“ aus Jacobis Göttlichen Dingen (JWA 3, S.1-31)

– Mittagspause 1:30 h –

14:30 Uhr – 16:00 Uhr 2. Vortrags- und Arbeitsblock: G. Anthony Bruno (Royal Holloway, University of London), Jacobis Argument für die Irreduzibilität des erstpersonalen Freiheitsbewusstseins

Die Absätze 1 – 8 des Abschnitts „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung.“ aus Jacobis Göttlichen Dingen (JWA 3, S. 35-72)

16:30 Uhr – 18:00 Uhr 3. Vortrags- und Arbeitsblock: Stefan Schick (Universität Leipzig), Jacobis Kritik der Position Schellings als fatalistischen Naturalismus

Die Absätze 9 – 16 des Abschnitts „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung.“, „Beylage A.“, „Beylage B.“, „Beylage C.“ aus Jacobis Göttlichen Dingen (JWA 3, S. 72-136)

Freitag, 7. Juli 2023

9:15 Uhr – 10:45 Uhr 4. Vortrags- und Arbeitsblock: Kyla Bruff (Carleton University), Schellings Kritik der These Jacobis, dass der Naturalismus ein Fatalismus sein muss

Die Abschnitte „Vorrede“, „Vorläufige Erklärung“, „1. Das Geschichtliche.“ aus Schellings Denkmal (AA I,18, S. 129-157)

11:15 Uhr – 12:45 Uhr 5. Vortrags- und Arbeitsblock: Philipp Schwab (Universität Freiburg), Schellings Argument für einen naturalistischen Theismus als freiheitstheoretische Überlegung

Der Abschnitt „2. Das Wissenschaftliche.“ aus Schellings Denkmal (AA I,18, S. 158-182)

14:00 Uhr – 15:30 Uhr 6. Vortrags- und Arbeitsblock: Thimo Heisenberg (Rice University, Houston), Schellings Analyse des Glaubens, des Verstandes und der Vernunft als Formen des Wissens von der Freiheit

Der Abschnitt „3. Das Allgemeine. (Eine allegorische Vision.)“ aus Schellings Denkmal (AA I,18, S. 183-230)

15:45 Uhr – 17:15 Uhr Ausblick und Diskussion: Johannes-Georg Schülein (Ruhr-Universität Bochum), Nachwirkungen des Disputs nach 1812

 

The full program of the Lektüre-Tagung is available at this link. For further information please visit the website of the Forschungszentrum für Klassische Deutsche Philosophie / Hegel-Archiv.

 

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