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International conference: “Politische Theologie im und im Ausgang des Deutschen Idealismus” (Basel, 24-25 November 2022)

We are glad to give notice of the public international conference Politische Theologie im und im Ausgang des Deutschen Idealismus, which will find place at the Universität Basel (Forum eikones, Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes, Rheinsprung 11, 4051 Basel) on November 24th-25th, 2022.

The conference is organized by Gregor Schäfer. Keynote speakers will be Federico Dal Bo (Universität Heidelberg), Félix Duque (Universidad Autónoma de Madrid), Benjamin Pollock (The Hebrew University of Jerusalem – Franz Rosenzweig Minerva Research Center), Christian Schmidt (Humboldt-Universität zu Berlin).

To subscribe, please write to gregor.schaefer@unibas.ch.

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Description:

Fragestellungen zur politischen Theologie finden in der akademischen und philosophischen Diskussion der Gegenwart zunehmend wieder Interesse. Der Anfang des 21. Jahrhunderts sieht sich mit einer Wiederkehr – oder Permanenz – religiöser Phänomene und Symptome konfrontiert, wie sie im Bereich des politischen und sozialen Lebens überwunden schienen. Über eine oberflächliche Beschreibung hinausgehend provoziert diese Diagnose ein kritisches Nachdenken über den Status und die Perspektiven des Zustands der «säkularisierten» Moderne und der Gegenwart und über das Wesen der «Säkularisierung» überhaupt. Welches sind die Bedingungen, von denen die – scheinbar – säkularisierte Moderne und ihre politisch-moralischen Ansprüche abhängen? Inwiefern sind Figuren der politischen Theologie, zumal in der Linie der jüdisch-christlichen Tradition, für die Deutung und das begriffliche Erfassen der Moderne und der Gegenwart hilfreich, inwiefern bilden sie gar deren notwendige – geschichtsphilosophische oder normative – Voraussetzung?

Während diese Fragestellungen in der philosophischen Diskussion des 20. Jahrhunderts prominent etwa bei Carl Schmitt oder Erik Peterson, beim jungen Georg Lukács, bei Ernst Bloch, Franz Rosenzweig, Walter Benjamin oder Jacob Taubes, bei Karl Löwith, Eric Voegelin oder Hans Blumenberg oder, in der Gegenwart, bei Michael Walzer oder Giorgio Agamben ihre Formulierungen finden, ist ihr historischer und systematischer Ursprung im Deutschen Idealismus bisher nur wenig erforscht. Probleme und Konstellationen aber, die sich – in einem weit verstandenen Sinne – als «politisch-theologisch» bezeichnen lassen, bestimmen die thematischen Gegenstände und die innere Struktur des nachkantischen Idealismus in vielfältiger Weise: Angefangen beim Ältesten Systemprogramm des Deutschen Idealismus lassen sie sich – im komplexen Spannungsfeld von Religions-, Geschichts-, Moralphilosophie und politischer Philosophie, doch auch von Metaphysik und Ästhetik – nicht nur beim frühen Hegel und in dessen reifem System, sondern auch bei Fichte und Schelling finden. Die Frage, welche Verbindungslinien sich von diesem Ursprung her zu den prominenten späteren Positionen politischer Theologie und deren gegenwärtigen Verhandlungen und (Re-)Artikulationen nachzeichnen lassen und wie diese sich von hier aus allenfalls ergänzen oder kritisch befragen ließen, drängt sich daher auf.

Die primär systematisch ausgerichtete Konferenz möchte dazu anregen, über diese Problematik unter verschiedenen Aspekten intensiv nachzudenken. Welche sachliche Tragweite haben Figuren politischer Theologie bei Fichte, Hegel und Schelling und in deren (wirklichem oder möglichem) Dialog mit der jüdisch-christlichen Tradition oder anderen früheren und späteren philosophischen Positionen? Welches kritische, emanzipatorische oder utopische Potential – im geschichtlichen Bezug etwa auf das für die Konstitution der Moderne zentrale Ereignis der Französischen Revolution – lässt sich mit diesen Figuren in Zusammenhang bringen? Auf welche Herausforderungen geben die politisch-theologischen Konzepte und religionsphilosophischen Entwürfe des Deutschen Idealismus im problematischen und krisenhaften Ausgang der Aufklärung eine Antwort? Wie ließe sich im Rückgang auf diese Konzeptionen die Gegenüberstellung von «säkular» und «nicht-säkular», von «theologisch» und «politisch» womöglich grundsätzlich in Frage stellen? Ferner: Welche Differenzierungen im Begriff «politischer Theologie» könnten von hier aus – in Auseinandersetzung mit späteren Interpretationen und Bestimmungen – vorgenommen werden? Und was, schließlich, könnte damit im Blick auf eine kritische Durchdringung unserer Gegenwart und auf ihre Ansprüche und Anforderungen zuletzt auf dem Spiel stehen?

Program:

Tag 1:
09.30 – 09.50 Gregor Schäfer (Universität Basel): Begrüßung und Einleitung
09.50 – 10.15 Kaffeepause (25 Minuten)
10.15 – 11.30 Keynote: Félix Duque (Universidad Autónoma de Madrid): Hölderlin – Hegel: Die Politik als Mitte zwischen Heiligkeit und Sittlichkeit
11.30 – 11.45 Kaffeepause (15 Minuten)
11.45 – 12.30 Johannes-Georg Schülein (Ruhr-Universität Bochum): Politische Theologie in Schellings System der gesammten Philosophie von 1804
12.30 – 14.00 Mittagspause (90 Minuten)
14.00 – 14.45 Veronika Klauser (Humboldt-Universität zu Berlin): Zu den systematischen Ansprüchen des Hegelschen Gottesbegriffs und seiner Bedeutung für die heutige Zeit
14.45 – 15.00 Kaffeepause (15 Minuten)
15.00 – 15.45 Thomas Oehl (LMU München): Nicht- und nachmetaphysisches Denken als Affirmation ungleicher Herrschaftsverhältnisse. Eine sehr orthodoxe Lesart von Hegels „Kampf um Anerkennung“
15.45 – 16.15 Kaffeepause (30 Minuten)
16.15 – 17.00 Sebastian Böhm (FernUniversität in Hagen): Die Zeitgenossenschaft der Junghegelianer
17.00 – 17.15 Kaffeepause (15 Minuten)
17.15 – 18.30 Keynote: Christian Schmidt (Humboldt-Universität zu Berlin): Der verlorene Glaube an den ‚christlichen Staat’. Zum Verhältnis von Pluralismus und Gemeinwohl im Deutschen Idealismus 
18.30 Gemeinsames Abendessen für die Vortragenden

Tag 2:
09.30 – 10.15 Emmanuel Chaput (University of Ottawa/Cégep André-Laurendeau): Community against State: A Feuerbachian Critique of Political Theology
10.15 –10 .45 Kaffeepause (30 Minuten)
10.45 – 12.00 Keynote: Benjamin Pollock (The Hebrew University of Jerusalem – Franz Rosenzweig Minerva Research Center): „… vom Menschen unabhängig zu sein… um einer höchsten Bindung willen…“: Martin Buber und die deutsch-jüdische theokratische Tradition
12.00 – 13.30 Mittagspause (90 Minuten)
13.30 – 14.15 Jan Thümmel (Palacký-Universität in Olmütz): Das ‚Johanneische’ bei Rosenzweig
14.15 – 14.30 Kaffeepause (15 Minuten)
14.30 – 15.15 Adrian Paukstat (Universität Augsburg): Das Nichts und das Absolute. Schelling in den politischen Theologien Slavoj Žižeks und Ernst Blochs
15.15 – 15.45 Kaffeepause (30 Minuten)
15.45 – 17.00 Keynote: Federico Dal Bo (Universität Heidelberg): Between Secularism and Messianism. Hegel, Kojève, and Agamben on the Notion of „Inoperative Law”

For further information, please visit the website of the event.

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